„Und der Oscar geht an…“

Da in diesen Tagen wieder die Oscarverleihung die Aufmerksamkeit der Medien auf sich gezogen hat, und da die dämmertrüben Tage des Spätwinters zum Tagträumen einladen, habe ich meiner Fantasie ein bisschen die Zügel schießen lassen und mir überlegt, wen ich mir denn wünschen würde, sollte es tatsächlich mal zu einer Verfilmung des „Falls Zita S.“ kommen.

In dem Aufzug würde die Anwaltskammer Herrn von Cramm vermutlich zum Gespräch bitten
In dem Aufzug würde die Anwaltskammer Herrn von Cramm vermutlich zum Gespräch bitten
Das ist nun relativ schwierig. Quentin von Cramm, den Rechtsanwalt, aus dessen Sicht die Geschichte erzählt wird, trägt natürlich viele Züge von mir. So würde ich ihn gerne mit einem meiner Lieblingsschauspieler wie Clint Eastwood oder Christopher Walken besetzen (oder wenigstens mit einem von Schatzis Lieblingen wie Robert Downey jr.), aber ich fürchte, diese Gestalten sind allesamt ein wenig zu grob geschnitzt für Herrn von Cramm. Johnny Depp, der mir auch mal in den Sinn kam,*) will irgendwie auch nicht so recht passen. Generell bin ich mir unsicher, wer den etwas biederen, gleichzeitig abenteuerlustigen und etwas klugschwätzerischen Anwalt am besten verkörpern könnte — George Clooney ist mir ein bisschen zu geleckt dafür, und Cary Grant zu tot.

Frau Nimoy liest das Tagebuch des Opfers und ahnt, wer hinter dem Verbrechen steckt?
Frau Nimoy liest das Tagebuch des Opfers und ahnt, wer hinter dem Verbrechen steckt?
Frau Nimoy wird natürlich noch schwieriger — bei ihr handelt es schließlich um ein Konglomerat verschiedener Frauen, die ich kenne, plus einem großen Schuss durchgegangener Fantasie. Eine der wenigen Schauspielerinnen, die ihre Charakterzüge in sich vereinigt — das „Ungelenke“, das mangelnde Wohlfühlen im sozialen Umfeld, aber auch die Unnahbarkeit und Unabhängigkeit — wäre vielleicht Katherine Hepburn (obwohl die natürlich mindestens so tot wie Cary Grant ist, aber deshalb nennen wir es ja auch einen Tagtraum).

Hollywood und ich sind noch offen für Vorschläge.

*) Es wird kolportiert, ich hätte nach Besuch von „Fluch der Karibik“ alkohollaunig schwadroniert, „Johnny Depp kann alles spielen. Zur Not kann der sogar das Schiff spielen.“ Ich zweifle daran.

And Now for Something Completely Different…

„Diversifizierung“ heißt das in der Ökonomie, der Volksmund spricht davon, „mehrere Eisen im Feuer“ zu haben.

So eine Taktik verfolge natürlich auch ich.*) Während die Produktion des Buches um Frau Nimoy in seine heiße Phase geht, bekam ich Post von Ines Erhard, Leiterin des Cantus Theaterverlags. Ines und ich wurden vor geraumer Zeit auf Xing aufeinander aufmerksam, und ich konnte sie überzeugen, eine meiner Boulevardkomödien, die bereits vor einigen Jahren entstanden ist, in ihr Repertoire aufzunehmen. Just die Tage fragte ich mich, was wohl aus Tod und Vererben**) geworden sei, als Ines‘ Mail ankam — und sie mir vom Interesse einer kleinen Bühne im Emsland berichtete, die TuV aufführen wolle!

Na, wenn das mal kein guter Start für 2013 ist… Ich halte euch auf dem Laufenden, sowie’s spruchreife Neugikeiten gibt.

*) Und man sieht, wie erfolgreich ich damit innerhalb weniger Jahre den Gipfel des Starruhms erklommen habe…

**) Ein weiterer Beweis dafür, dass es „nicht klug ist, klüger zu sein als nötig“, denn regelmäßig entgeht den Leuten der Wortwitz und sie sprechen von dem Stück als „Tod und Verderben“. Je nun, immerhin erkennt man so, wer’s wirklich gelesen hat.

Schatten der Vergangenheit II

Meine Großeltern hinterließen mir (außer vielen liebevoll-sentimentalen Erinnerungen an meine Jugend) nur wenig von Wert: Darunter ein Häuschen, das meine Familie allerdings abreißen lassen musste, nachdem sich herausstellte, dass Opa ein bisschen billig gebaut und wenig gepflegt hatte. Außerdem war da noch eine Wetterstation aus dem frühen 20. Jahrhundert, deren geschnitzte Ornamente mein Großvater leider abgesägt hatte, weil sie ihm zu „weibisch“ waren,*) sowie ein Olivenholzlöffel und -teller, aber das ist eine andere Geschichte.

Dazu kam noch eine Enzyklopädie, mit der ich viele Stunden der Besuche bei meinen Großeltern verbracht hatte, und die ich nach deren Tod erbte. Ich war nicht nur fasziniert von den (altmodischen, damals topmodernen) Illustrationen und den (etwas schwer lesbaren, hüstel) Frakturtexten, sondern natürlich auch von der Weltsicht, die aus diesem etwa ein Jahrhundert alten, vierzehnbändigen Werk sprach. („Politesse“ war zB noch keine weibliche Polizistin, sondern sowas wie „Höflichkeit“, und „Tee“ war unauffindbar, weil er damals noch „Thee“ buchstabiert wurde.)

Als sich die Pläne konkretisierten, einen historischen Krimi zu schreiben, kam mir diese Enzyklopädie (Meyers, übrigens) sehr zupass, da sich damit ein Großteil der Recherche praktisch „aus erster Hand“ umsetzen ließ. Und damit die Sache Hand und Fuß bekam, entschloss ich mich einfach, den ersten Iahel Nimoy-Roman genau 1896 anzusiedeln — in dem Jahr, in dem meine Ausgabe der Enzyklopädie gedruckt worden war. So war sichergestellt, dass die Informationen daraus diejenigen waren, die auch Iahel Nimoy zur Verfügung gestanden hätten, und auf diesen Abschnitt konzentrierte ich mich dann auch z.B. bei der Literaturrecherche, oder beim Gang ins Stadtarchiv.

Wie die Geschichte weitergeht, ist natürlich noch nicht raus: Ich würde Frau Nimoy gerne weiter begleiten, wie sie durch die Jahre die Entwicklung Fürths, Deutschland und ihrer selbst betrachtet. Aber da mein Vorrat an vererbungswilligen Großeltern begrenzt ist, muss mir dann wohl noch was Cleveres für die Recherche einfallen.

*) Das klingt jetzt ein wenig so, als hielte ich nicht viel von meinem Opa; das ist absolut nicht richtig. Er war ein cooler Knochen, und vielleicht veröffentliche ich mal bei Gelegenheit ein Foto, das ihn in den 30ern als Easy Rider zeigt, der sich vor Clint Eastwood nicht zu verstecken braucht.