Die Lichter erlöschen

Aus, aus und vorbei. Vier Vorstellungen, zwölf Leichen, dreißig Ensemble-Mitglieder und rund 300 Zuschauer — „Mord zum Tee“ im ACT Center*) ist abgespielt, mit mir als „Apollon Peirot“, dem Meisterdetektiv in seiner ersten richtigen Rolle auf einer nennenswerten Bühne seit 1990 mit dem Klassiker „Der Wolf und der Falke“.

Dabei habe ich mich um die Rolle ja nichtmal gerissen. Irgendwie war mein Kleinauftritt beim „Seelenhändler“ des MNN letzten Winter wohl eindrucksvoll genug, dass Luna Mittig, die Chefin des ACT Centers mich fragte, ob ich den Peirot nach dem verletzungsbedingten Ausfall der eigentlichen Besetzung übernehmen wollte. Ich war naiv genug, mir nicht erstmal das Skript zeigen zu lassen, und natürlich geschmeichelt und Rampensau genug, ziemlich sofort zugesagt zu haben.

Erst später ist mir aufgegangen, dass das nicht nur eine Menge Text zu lernen sein würde (und mit gefaketem französischem Akzent „Lord Hamlihall, Harriet und hundert hässlich-rassistisch tadschikische Höllenhunde“ rüberzubringen, ist kein Spaß!), sondern dass die Rolle auch tragend genug war, dass der Erfolg des Produktion zu einem gewissen Grad mit mir stehen und fallen würde. Und das mit meinem umfangreichen Portfolio von sieben Sätzen als zweiter Schächer von rechts…**) Naja, Luna und Susa (Buch und Regie), ihr werdet schon wissen, auf was ihr euch einlasst!

Es hat dann doch geklappt. Ich denke, unter der Schminke und einem leichten Film von Angstschweiß konnte man ganz gut das Leuchten meiner Augen bei den vier Aufführungen sehen. Die Bühne hat ihre ganz eigene Magie, und wenn man mit der Rampensau-DNA geboren ist wie ich, dann ist man schnell angefixt. Es war viel Arbeit, aber es war noch viel mehr ein gewaltiger Spaß und ein Erlebnis, das man so leicht mit nichts anderem vergleichen kann. Und wenn man den Lachern und dem Applaus glauben darf, dann hat es auch unserem Publikum Spaß gemacht und einen launigen Abend beschert — und das ist ja das A und O dabei.

Und ich bilde mir nicht ein, dass das an mir gelegen hätte: Dass ich Freude am „Mord zum Tee“ haben konnte, war in erster Linie der Verdienst eines wunderbaren Ensembles. Ein paar Leute kannte ich ja schon, aber die meisten waren mir vor den ersten Proben vollkommen fremd. Nichtsdestotrotz bin ich mir sofort in einer großen Familie aufgenommen vorgekommen, und zwischen alten Hasen und anderen Newbies war ich sofort Teil der Truppe. Da wurde keine Nase über den belgischen Parvenü gerümpft, sondern flugs das Schminkköfferchen geteilt, da wurde mir der eine oder andere Fauxpas ebenso wie fehlende Anschlüsse (oder — schlimmer noch — der Diebstahl anderer Leute Sätze) vergeben. Ich konnte mich voll auf meine Rolle und meinen Text besinnen, weil die Stimmung hinter der Bühne so konzentriert, aber eben gleichzeitig auch entspannt war. Da gab es kein böses Wort***), sondern da war eine Reihe Enthusiasten energiegeladen aber unverkrampft dabei, sich über beide Ohren in ihr Hobby beziehungsweise seine Ambition zu stürzen. Dass das Spektrum da von Halbwüchsigen bis zu gestandenen Erwachsenen, von Gelegenheitsspielern bis zu Menschen am Anfang einer Karriere reichte, hat die Sache nur noch runder und spannender gemacht.

Ich bin Susa und Luna dankbar für das Angebot an mich als „dark horse“, ich freu mich, dass ich es angenommen habe, und ich bin stolz, dass ich mit diesem Team spielen durfte.

Falls man es nicht merkt, ich hatte nicht nur Spaß. Ich fürchte, ich habe Blut geleckt.

 


*) Bis heute habe ich das übrigens konsequent immer falsch buchstabiert — „ACTCenter“… Pardon!

**) Fälschlicherweise werde ich übrigens immer noch darauf angesprochen, im „Seelenhändler“ der Mörder gewesen zu sein. Ich möchte darauf hinweisen, dass ich mir nur schwere Körperverletzung und Meineid zuschulden habe kommen lassen, aber keinen Mord!

***) Naja, das eine oder andere Mal haben wir die Geduld der guten Susa bis zur erhöhten Dezibelzahl strapaziert, aber es war immer ein liebevoller Anschiss, den wir bekamen…

Bilder des Gemetzels

Die ersten beiden Vorstellungen von „Mord zum Tee“, der Krimi-Hommage an Agatha Christie sind im ACTCenter abgespielt, zweimal schon durfte ich als „Apollon Peirot“ durch Seen aus Blut stapfen (naja, ganz so schlimm war’s nicht, aber der Bodycount ist für eine Komödie nicht von schlechten Eltern), und am kommenden Wochenende habe ich weitere zweimal das Vergnügen.

Es ist eine riesige Gaudi, anstrengend, neu, furchteinflößend (ich hab eine der Hauptrollen, nach meinem eher bescheidenen Auftritt im „Seelenhändler“), spannend und belohnend. Cast und Team sind wundervoll, und ich werde auch das Gefühl nicht los, dass es dem Publikum ebenso gefallen hat.

Hier ein paar Eindrücke von der Generalprobe:

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Das erste Opfer (Uschi Grünsteidel). Doctor Quickly (Delia Hofmann) doziert: „Wenn sich der Zustand dieser Frau nicht ändert, ist sie tot.“ Mit Stefanie Lohse-Coors und Alex Strunz)
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Ob Gesang den Mörder vertreibt…? (Mit Caro Kielburger, Stefanie Lohse-Coors, Karin Eichele und Frenzis Rabe)
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Typischer Blick, kurz bevor ich einen Aussetzer habe. Aber der Bart sitzt!
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Ist der Butler (Michael Rothbächer) wirklich der Mörder? Mister Stinger (Markus Kainer) und Frau Warble (Stefanie) konferieren mit Peirot.
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„Schon in der Wiege fing ich an, mein Spielzeug aufzubiegen…“ Mit Sascha Fuchs als Chiefinspektor Shadow.
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Ende gut, alles gut, Mörder überführt!

(Bilder: Matthias Schäfer)

Es gibt noch Karten!

Jeweils im ACTCenter, Dieselstr. 77, 90441 Nürnberg

Rock im MuZClub

Gestern war’s mal Zeit für eine kleine Pause von den Proben für „Mord im Tee“. Die Gelegenheit haben die beste Ehefrau von allen und ich natürlich nicht ungenutzt verstreichen lassen. Flugs wurde die beste Nachwuchsregie von allen (Stefanie) unter den Arm geklemmt, und wir haben uns zu dritt zum MuZClub in Gostenhof auf den Weg gemacht.

Dort stand nämlich das Prüfungskonzert der Musication Schule für Musiknachwuchs*) an: Sieben Bands, rekrutiert aus den Schülern präsentierten sich dort und zeigten zum Abschluss ihrer Ausbildung, was sie können. Und das war richtig geil.

Die Glorreichen Sieben spielten ein weites Spektrum zwischen Led Zeppelin, „Summertime“ und Salsa, und es war keine einzige Combo dabei, von deren Musik ich nicht beeindruckt gewesen wäre — Und dazu muss man wissen, dass, wenn ich das richtig verstanden habe, die Bands erst kurz vor der Prüfung zusammengestellt wurden, also mitnichten jahrelange Erfahrung miteinander hatten. Erschwerend kam noch dazu, dass ein paar Musiker ausfielen und kurzfristig ersetzt werden mussten. Ich kann nur sagen: Chapeau, wie die Jungs und Mädels das kompensiert haben! Geile Mucke.

Klar, hier und da gab’s die eine oder andere Schwäche, und nicht jede der Eigenkompositionen war das nächste „Stairway to Heaven“. Geschenkt. Dafür haben die Schüler eine verdammt gute Show auf die Bühne gestellt und haben den einen oder anderen mangelnden Feinschliff mit Energie und Charme kompensiert.

Von daher kann ich nur noch einmal mein Credo wiederholen: Ehe ihr euch das nächste Mal wieder für eine dreistellige Summe Karten für Rammstein, Madonna oder sonst einen überteuerten Act holt und ihnen den nächsten Learjet finanziert, scrollt doch mal durch die Veranstaltungskalender in eurem Eck der Republik. Es gibt dort so viele endgeile Künstler, die wirklich wirklich Spitzenmusik produzieren, und denen jeder zahlende Gast tatsächlich noch viel bedeutet. Im Gegenzug könnt ihr ihnen in die Gesichter schauen**) und die Spielfreude und die Energie bewundern und für euch mit nach hause nehmen, mit denen sie ihre Show präsentieren.

Ich werde versuchen, eine Liste der aufgetretenen Bands/Musiker nachzureichen!

P.S.: Das soll auch nicht vergessen werden — der Sound gestern war richtig richtig gut! Der kam sehr klar rüber, gleichzeitig ohne dass eine Stimme/Instrument zu sehr dominiert hätte oder untergegangen wäre. In Anbetracht der Tatsache, dass da sieben sehr unterschiedlich zusammengesetzte Gruppen in schneller Folge über die Bühne wuselten, bin ich gebührend beeindruckt.


*) Der richtige Name lautet ein wenig anders…

**) Der MuZClub serviert außerdem sehr leckeres Schanzenbräu