Müsterü-Tour nach Oberfranken

Meine Frau Sina und ich überraschen einander gelegentlich mit „Müsterü-Touren“: Einer der beiden bereitet unter strikter Geheimhaltung ein größeres oder kleineres Event vor und teilt dem anderen nur einen Starttermin und Dresscode mit. So haben wir schon eine ganze Reihe spaßiger Unternehmungen durchgezogen, von einer Städtetour nach Prag über den Besuch lokaler Konzerte bis zu einem Überraschungsausflug zu einer Freundin am anderen Ende der Republik.

Vor kurzem stand nun eine weitere Tour für mich an, von der ich nur wusste, dass es vom Fürther Bahnhof losgehen würde, und der Dresscode „entspannt“ sei. Nach etwas Gegondel mit der deutschen Bahn in zunehmend kleineren Vehikeln und abgelegeneren Orten kamen wir dann in Stadtsteinach heraus, einer hinter Kulmbach versteckten Gemeinde.*) Und als wir dann unser Quartier bezogen, sah ich auch schon, was uns hierhergebracht hatte: Ein Plakat für die Aufführung von „Die besten Tage unseres Lebens“, mit Kirsten Lange und Markus Veith, mit dem Sina schon bei „My Fair Lady“, produziert vom Fränkischen Theatersommer, auf der Bühne stand.

Die Handlung des Stücks ist schnell zusammengefasst: Eine Künstlerin und ein Architekt treffen sich nach geraumer Zeit zufällig wieder, werden dabei aber von ihren Partnern gesehen, die wissen wollen, was es mit dem seltsam vertraulichen Umgang der beiden miteinander auf sich hat. Rückblende über die gemeinsam verbrachte Schulzeit und Jugend, wo die beiden für einander abwechselnd das Objekt der Begierde und die Nemesis darstellten. Ich glaube, es ist kein Gespoilere, wenn ich sage, dass die Geschichte von Frank Pinkus weitgehend überraschungsfrei endet.

Aber das Skript  ist natürlich nur das Fundament, auf dem Regie (Tony Glaser) und Darsteller ihr künstlerisches Gebäude errichten, und da kann ich nur sagen, war ich von Kirsten und Markus hingerissen. Ohne großen Schnickschnack, ohne Bühnenzauber oder fettes Orchester und mit nur minimaler Requisite haben es die beiden geschafft, mich (und, soweit ich das beurteilen kann, auch Sina) über zwei Stunden bei der Stange zu halten. Die Spannung bleib im Stück, und ich bin dem Lebenslauf der beiden Charaktere gefolgt. Die Dynamik und Energie zwischen Kirsten und Markus haben gestimmt, die beiden waren die ganze Zeit auf den Punkt konzentriert und konnten ihr Spiel abrufen — es hat großen, großen Spaß gemacht ihnen über die Jahrzehnte hinweg zuzuschauen!

Nun stammt Kirsten aus Köln und ist nur für ein Gastspiel in die Region gekommen, von daher kann ich derzeit keine konkreten weiteren Termine der beiden für „Die besten Jahre…“ liefern. Aber haltet einfach mal die Augen auf und prägt euch die Namen ein, und wenn einer der beiden euch über den Weg läuft, dann lasst die Gelegenheit nicht verstreichen, euch Karten zu besorgen!

Der Aufführungsort war die „Alte Schule“, genutzt vom Frankenwaldtheater, ein bezaubernd heruntergekommenes Gemäuer, das wesentlich mehr den Charme von Bohème als Gelehrsamkeit verbreitete. Es wird dort sehr guter Rotwein und vorzügliches Bier aus lokaler Produktion serviert, und die Location ist klein genug, dass man hinterher auch noch mit den Künstlern bei einem Seidla auf ein angenehmes Pläuschchen verhocken kann.

Hier übrigens noch, was die Profis von der Presse zu der Aufführung zu sagen hatten.


*) Zugegebenermaßen strapaziert das den Begriff „Local Talent“ etwas.

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s