Ein unerwartetes Kompliment

In einer ganz anderen Welt hat Perdita von Bremen mir eine sehr große Freude gemacht, indem sie eine kurze Zusammenfassung ihrer Sicht von Iahel Nimoy gepostet hat:

Iahel ist von einer wunderbaren, aber für ihre Umwelt bestürzenden Gradlinigkeit. Sie hat den Drang zu wissen, warum etwas funktioniert und warum auf diese Weise, und geht davon aus, das jeder Unstimmigkeiten des Lebens bemerkt und ihnen auf den Grund geht; schliesslich gibt es nichts schlimmeres als Unsicherheiten. Für sie ist das Uhrwerk ihrer Gedankengänge völlig logisch und offensichtlich, und so ist sie jedesmal erstaunt – und genervt – wenn andere nicht im geringsten begreifen, was für Iahel sonnenklar ist.

Dass andere den Drang nach Wissen und Wahrheit nicht teilen und manchmal auch lieber mit einer Lüge leben wollen, entzieht sich völlig ihrem Verständnis, aber sie akzeptiert es, wenn auch ungern; sie hält es für eine Art Schwäche.

Sie versteht die Funktionsweise von Intrigen und würde sie anwenden, wenn es dem Weg zur Wahrheit dienlich ist. Ebenso begreift sie soziale Schnörkel aus logischen Verständnis, beteiligt sich aber eher widerwillig daran, da sie die Notwendigkeit dazu nur begrenzt einsieht.

Iahel hat nicht den Schatten einer Ahnung, wie sie auf andere Leute wirkt. Wie auch, denn ihr selbst erscheint ihre Handlungsweise gradlinig und vernünftig, für jedermann leicht nachzuvollziehen. Sie wäre ehrlich bestürzt, wenn sie jemanden durch einen Fehler ihrerseits verletzten würde, aber wie kann jemand durch Wahrheit verletzt sein?

Ich finde, sie ist eine interessante Persönlichkeit und würde gern mehr von ihr lesen…

Nun, an dem letzten Wunsch arbeite ich ja gerade sehr konzentriert — heute gingen die von mir korrigierten Manuskripte an meinen Verleger für seine Korrektur raus. Perdita warnte mich außerdem, ich solle keinesfalls an Frau Nimoy „herumpfuschen“ um sie an ihre — Perditas — Vorstellungen anzupassen. Keine Sorge, Frau Nimoy wird sich treu bleiben. Ob meine Bücher aber je mehr als „Pfuscherei“ sind, überlasse ich den Lesern zu entscheiden…

Ich sehe Perditas Post aus mehreren Gründen als ein großes Kompliment. Zum Einen stimmt ihre Einschätzung Iahel Nimoys ziemlich genau mit meiner überein. Natürlich gibt es da prinzipiell kein „richtig“ und kein „falsch“: die Worte, die geschrieben sind, sind geschrieben, und was ein Leser darin liest, das liest er. Aber es freut mich sehr, dass ich es offensichtlich geschafft habe, meine „Vision“ von Frau Nimoy so auszudrücken, dass bei meinem Publikum das Bild ankommt, das ich im Kopf hatte. (Ob die Leser etwas damit anfangen können und den Charakter so spannend und vielschichtig empfinden, wie ich das erhoffe, das ist natürlich, wie meine Prinzessin immer so gerne betont, „ein ganz anderer Schnack“.)

Aber das zweite und für mich noch wichtigere Kompliment ist, dass Perdita sich die Zeit genommen hat, sich Gedanken über Iahel Nimoy zu machen, diese Figur ein wenig zu ergründen und diese Gedanken auch noch niederzuschreiben. Zeit und Geld sind die ehrlichsten Formen der Anerkennung, aber während eine Summe Geldes dem einen mehr und dem anderen weniger bedeutet, haben wir alle die gleichen 24 Stunden am Tag zu verteilen, und so ist eine Viertelstunde, die ein Post dauern mag, auf jeden Fall ein großes Geschenk — Danke schön!

Und ich nehme dieses Geschenk zum Ansporn, und widme mich jetzt wieder dem „einsamen Goldfisch“.

„Leipziger Glühgose“

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Leipziger Glühgose — 1 Flasche möglichst alte Gose*) lässt man mit 200 – 250 g Zucker, etwas Zimt und Zitronenschale siedend heiß werden. Unterdes quirlt man 4 – 6 Eidotter mit ein wenig kalter Gose und 1 Teelöffel Kartoffelmehl gut durch. Dann gießt man die Eier unter starkem Quirlen in das heiße Bier und schlägt es auf gelindem Feuer weiter, bis es dick und schaumig wird und anfängt zu steigen.

*) Eine bestimmte Art Leipziger Bieres.

Erhardt, Mathilde: „Großes Illustriertes Kochbuch“, Berlin 1904

„Hoppelpoppel“

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Warmer Hoppelpoppel — Für 4 – 6 Personen. Man rührt 8 Eidotter mit etwas gestoßener Vanille, 250 g fein gesiebtem Zucker, dem Abgeriebenen von 1/2 Zitrone und 3 Eßlöffel voll gekochter und wieder abgekühlter Sahne eine Zeitlang. Unter fortwährendem gleichmäßigen Rühren wird nun 1 l kochende süße Sahne dazu gegossen. 2 -3 Minuten später, ebenfalls unter fortgesetztem Rühren, gibt man noch knapp 1/2 l besten Kognak, Rum oder Arrak hinzu. Das gleichmäßige, rasche Rühren darf nicht verabsäumt werden, weil der Hoppelpoppel sonst gerinnt und käsig wird.

Das würden wir natürlich nicht wollen.

Erhardt, Mathilde: „Großes Illustriertes Kochbuch“, Berlin 1904

Champagnerbowle

Wenn ich hier schon ein altes Kochbuch rumliegen habe, kann ich euch eigentlich auch in die kulinarischen Fälle Frau Nimoys und Herrn von Cramms einführen…

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Champagnerbowle — Für 6 – 8 Personen. 1 Flasche alter Rheinwein und 1 Flasche Portwein, 400 – 500 g geklärter Zucker und 20 – 25 g sehr dünn abgeschälte Pomeranzenschale werden in einer zugedeckten Bowle zusammen aufgestellt. Damit die Bowle recht kühl ist, stellt man sie am besten sofort auf Eis, wo man sie höchstens 1 Stunde stehen lässt. Will man sie noch länger stehen lassen, so muss man die Pomeranzenschale heraus nehmen. Kurz vor dem Servieren gießt man 1 Flasche guten Champagner dazu.

Erhardt, Mathilde: „Großes Illustriertes Kochbuch“, Berlin 1904