In der Twilight Zone

Heut mittag war ich mit der Prinzessin spazieren. Bei Kaiserwetter (auch wenn’s ein wenig windig war) sind wir zur Alten Veste rauf und haben dort mit bayerischem Trotz Corona gezeigt, wo der Bartel den Most holt und dort ein Bier getrunken, wie es sich gehört (und natürlich ohne Kontakt zum Rest der Welt).

Ist das das Ende der Welt oder der Zivilisation? Vermutlich nicht. Es ist eine Krise, sie wird eine große Zahl Todesopfer fordern, sie wird unser Leben durcheinanderwirbeln, aber dann, in einigen Wochen, Monaten oder einem oder zwei Jahren werden sich die Wogen glätten und die Gewohnheitstiere, die wir sind, werden ihr Leben wieder in ihren gewohnten Bahnen führen und sich ärgern, dass sie vergessen haben, Klopapier zu kaufen.

Doch im Moment stecken wir drin und wissen nicht, wie es weitergehen wird. Und das Surreale daran ist, dass unser Leben doch aussieht wie immer. Es scheint die Sonne, wir haben zu Essen und zu Trinken, haben ein trockenes Dach über dem Kopf und können abends Netflix gucken. Ich hätte immer erwartet, die „Krise“, wie sie denn auch aussehen würde, käme mit Bomben und Granaten, mit Überschwemmungen und Feuersbrünsten Menschen mit blutverschmierten Verbänden und Blaulicht und Sirenen. „With a bang, not with a whimper“. Das sie das nicht tut, ist sehr Twilight Zone-mäßig.

Das ist es wohl, das es den mit eher unaufdringlicher Intelligenz Begabten schwer macht, das Ausmaß von Corona zu verstehen. Die Gefahr um uns herum ist verborgen, unspürbar, und, solange die Intensivstationen die Opfer noch beherbergen können, auch unsichtbar. Es ist eine rein intellektuelle Gefahr um uns herum, schlimmer als Radioaktivität, vor der wir wenigstens durch das Prasseln eines Geigerzählers gewarnt werden würden. Wir müssen uns bewusst machen, dass die Welt eine andere geworden ist. Dass es eine Bedrohung gibt, deren Spuren wir erst eine Woche später lesen können, die sich uns auf die Schultern setzen kann, ohne dass wir es mitbekommen, die wir durch die Landschaft tragen — und die dann bei jemand ganz anderem zuschlägt. Jemandem, dessen Immunsystem eben schon kompromittiert ist.

Die Herausforderung ist, sich nicht einlullen zu lassen, die Beschaulichkeit und Behaglichkeit aufzugeben, und wachsam zu bleiben, ohne in Panik zu verfallen. Zeigen wir uns der Herausforderung gewachsen. Auch in der Twilight Zone.

Come Wander With Me

P.S. — Wir wären nicht in Franken, wenn das Restaurant Alte Veste nicht ein „Schäufele Drive-In“ anbieten würde. Noch bei Corona pflanzt der Franke die Hoffnung auf, indem er sie in Form einer Gabel in sein Schäufele rammt!

Ein Kommentar zu „In der Twilight Zone

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