Gestern war also der große Tag, die Uraufführung der „100 Jahre Musical…“ in voller Länge. Gegen 14:00 ging’s los mit Andreas zur Schlüsselübergabe für den Saal, um 15:30 trafen dann Gitti, Karin und Tamás ein: Nochmal ein schneller Durchlauf des Stücks durch die „Kreativen“, während Corin sich um die Bühnentechnik kümmerte und mir erklärte, wie man Kabel ordentlich aufrollt. Um 18:30 war dann Einlass, ehe sich eine halbe Stunde später der Vorhang hob.
Der Saal in Kipfenberg, in dem wir auftreten sollten, das Bürger- und Kulturzentrum Krone, ist eine überaus schicke Location mit schmucker kleiner Bühne, die genau die richtige Größe für unsere Produktion hatte. Ausverkauft waren wir leider nicht bis auf den letzten Platz, wofür wir uns wohl an die eigene Nase fassen müssen. Werbung und Marketing sind beim „Klingenden Denkmal“, glaube ich, ein wenig hintentrunter gefallen — bei rund 80 Konzerten an lauter verschiedenen Spielorten vielleicht nicht verwunderlich, aber natürlich trotzdem schade. Immerhin, der Zuspruch der Kipfenberger war zahlreich genug, dass wir die Veranstaltung nicht als Misserfolg abbuchen müssen. In der Pause gab’s dann auch noch die Gelegenheit zum Plausch mit der örtlichen Presse, mal schauen, wie deren Urteil ausfallen wird.
Gegen 21:30 komplimentierten wir dann die Nachzügler raus, es war Zeit zum Abbau, eine Stunde später gab’s noch eine kleine Manöverkritik, und gegen Mitternacht ließ mich Andreas vor meiner Haustür aus der Autotür rollen.
Und wie fand ich die Show? Um ehrlich zu sein war ich zu Beginn tatsächlich leicht enttäuscht. Jetzt, wo ich mein Skript zum ersten Mal „von außen“ und nicht in der Rolle des Autoren oder der Regieassistenz betrachtete, kamen mir einige Szenen tatsächlich „blutleer“ vor, das Thema „Korruption“ wurde vielleicht zu sehr strapaziert, und es dauerte, bis die Sache ins Rollen kam. Mit dem zweiten Akt war ich dafür rundum zufrieden — oder soll ich sagen „stolz“? Die Szenenfolge „lief“ in meinen Augen, und das Konzept funktionierte: Angefangen von dem durch Karin grandios gesungenen Opener des zweiten Aktes (der eine Überraschung bleiben soll — sagen wir, es war ein Wagnis, aber in meinen Augen ein gelungenes), über Gittis unwiderstehlich gekulleräugeltes „Ich will nen Mann der jodeln kann“ bis zu Tamás‘ toller Darstellung des amerikanischen Besatzungssoldaten, der in der Nachkriegszeit seine Eindrücke nach hause schreibt. Soweit ich die Eindrücke aus dem Publikum lesen konnte (der Kipfenberger geht ja selbst für fränkische Verhältnisse nicht so sehr aus sich heraus), gingen die Zuschauer im zweiten Akt auch mehr mit — Karin brachte sie sogar dazu, bei der Zugabe zu Schunkeln! Von daher haben sich die Leute, glaube ich, sehr gut unterhalten, und das Feedback, das wir bekamen, war durchweg positiv.
Persönliches, soweit das in einem öffentlichen Blog angebracht ist: Ich hab viele sehr schmeichelhafte Komplimente für das Skript bekommen, sowohl aus dem Publikum als auch von unserem Team, was mich natürlich für künftige Projekte enorm anspornt. Nach mehreren Jahren mal wieder ein eigenes Skript aufgeführt zu sehen (mit allen Unzulänglichkeiten, haben wir es doch mal wieder nicht geschafft, das Ben Hur-Wagenrennen angemessen auf die Bühne zu bringen!), ist natürlich genauso ein grandioser Ego-Boost.
Fast noch wichtiger für mich war aber, „mit den Großen zu spielen“. Die „100 Jahre Musical“ sind — in bescheidenem Rahmen zwar, aber doch — eine kommerzielle Produktion. Für Profis wie Andreas und die anderen ist das kein Hobby, sondern sie verdienen damit ihren Lebensunterhalt, und sie haben sich nicht nur auf das Risiko mit einem in Musicaldingen unerprobten Autor wie mir eingelassen, sondern das Experiment scheint auch soweit geglückt zu sein! (Jetzt müssen wir natürlich noch die ausstehenden Aufführungen abwarten…) Dementsprechend haben wir uns auf dem Weg nach Kipfenberg und in der Nachbesprechung tatsächlich bereits Gedanken über Folgeprojekte gemacht, auch wenn es noch viel zu früh ist, das schon an die große Glocke zu hängen. Aber, wie Sina scherzte, vielleicht habe ich noch nicht den Fuß in der Tür, aber immerhin den großen Zeh.
Danke auch nochmal an Corin, der die Veranstaltung mit seiner Technik ins rechte Licht tauchte, sowie Ulrike, die Einlass und Catering elegant meisterte.
Bilder folgen asap, ebenso wie Besprechungen der Medien!
Ein Kommentar zu „Wieder zuhause“