… fast schon wie alte Hasen. 🙂
Es sind noch zwei Monate bis zur Premiere des „Einsamen Leutnants“, und die Produktion läuft. Eigentlich wollte ich mich nach dem Casting mit Besuchen bei den Proben zurückhalten, schon um unserer Regie Stefanie nicht zu sehr in die Parade zu fahren. (Oder, um es mit Orson Welles auszudrücken, „There’s too much directing going on here.“)
Nun bin ich doch wieder verstärkt bei den Proben, gar nicht mal so sehr als Autor, sondern als Hansdampf in allen Gassen, und sei es auch nur, um als Stuntdouble für einen unserer Darsteller einzuspringen, die bei einer Probe verhindert sind. (Ich war ein gutes Paar mit Martin… Da ist der Funke wirklich übergesprungen! :-))
Und so langsam fügen sich die vielen Steinchen einer Produktion zu einem großen ganzen Mosaik zusammen, und es ist sehr schön, dass nicht nur um die Bühne herum, sondern auch auf der Bühne selbst verfolgen zu können, und dabei nicht mehr ganz so konfus und überwältigt zu sein, wie bei unseren ersten Stücken. Die Schauspieler haben inzwischen den Text weitgehend auswendig drauf, und wenn sie in diese Phase eintreten, beginnen sie erst, richtig ihre Rollen zu spielen. Die Kostüme erreichen uns nach und nach. Die Bühne, die wir dank der sehr großzügigen Unterstützung durch St. Heinrich jetzt schon nutzen dürfen, füllt sich langsam mit Einrichtung und Requisiten. Abseits der Bühne bringt eine unermüdliche Sina die Werbemühlen in Fahrt, und alles von Visitenkarten bis großformatigen Postern füllt langsam die Wohnung. Nicole begibt sich unser Sponsoren und Förderern auf Beutezüge und sorgt mit den so eingesammelten Geldern dafür, dass wir uns um die Finanzierung des „Leutnants“ keine Sorgen machen müssen.
Und über all dem verfolge ich das kleine Wunder, zu sehen, wie Gedanken und Bilder, die mir vorschwebten, und die dann ein zweidimensionales Dasein auf Papier entwickelten, unter Stefanies Regie zum Leben erwachen. Ich höre, wie andere Leute über meine Gags lachen, auch wenn sie sie schon Dutzende Male aufgesagt haben, und wie sie höflich über die etwas peinlicheren Stellen hinwegsehen, die ich in einem neuen Anlauf nicht mehr so schreiben würden. Vieles im Text gelingt, manche Schwächen müssen die Schauspieler ausbügeln. Ich verfolge immer wieder fasziniert tiefsinnige Diskussionen über Figuren und Rollen und bin erstaunt, mit welcher Liebe zum Details und welcher Tiefe Cast und Regie an dem Stück arbeiten, wie herausschälen, was in diesem Text steckt — meist mehr, als ich bewusst hineingegeben habe.
Denn wenn es auch dem Namen nach Amateure sind, so sind sie doch mit dem ganzen Herzen und dem ganzen Hirn dabei, und es ist ein großes Geschenk für einen Autoren, wenn ein Ensemble sich seiner Komödie mit Leidenschaft und Ernst hingibt, und wenn ich mitverfolgen kann, wie aus dem Text ein atmendes fühlendes anderthalbstündiges Stück Leben wird.
Ob ich stolz auf unsere Truppe bin? Darauf könnt ihr wetten.