Eine alte Weisheit besagt, dass die erste Idee oft nicht die Beste ist. Für Autoren gilt das natürlich umso mehr. Um euch eine Vorstellung davon zu geben:
Für die Musikrevue, die kommendes Jahr starten soll, wollen wir ein Programm von acht Spielszenen schreiben. Das „Autorentrio“, bestehend aus Verena, Pia und mir hat also erstmal digital die Köpfe zusammengesteckt und Ideen in einem großen Excel-Sheet gesammelt.
Da sind wir dann mal drübergegangen, haben die wenig brauchbaren Ideen herausgefiltert und die anderen „gepoolt“ um festzustellen, ob mehrere Geschichten sich um ein ähnliches Thema drehen würden. Damit sind wir dann in die nächste Runde gegangen und haben die Ideen noch einmal etwas verfeinert. Im Anschluss daran haben wir versucht, eine einigermaßen ausgewogene Mischung zu finden aus „freifliegendem Quatsch“, ernsthafen und tiefsinnigen Geschichten, freilich ohne zu deprimierend zu werden.
Nachdem wir auf diese Art und Weise eine Art „Rahmenprogramm“ fertig hatten und die potenziellen Storys an die einzelnen Autoren verteilt haben, sind wir noch einmal in Klausur gegangen und mit uns zu Rate gezogen: Kann ich aus der Idee wirklich was machen? Lässt sich das in fünf bis zehn Minuten auf die Bühne bringen, oder langweilt das die Leute nur?
Und so sind wir inzwischen bei einer Reihe von neun Geschichten gelandet (eine mehr als vorgesehen, aber so isses halt), für die wir jetzt erstmal Skripte schreiben wollen, um das Thema „Leben und Tod“ aus den verschiedensten Blickwinkeln zu behandeln. Vermutlich ist das noch nicht das letzte Wort, denn bisher waren Regie und Produktion nur am Rande eingebunden, und die werden auch noch ihre Vorstellungen zu der Revue haben, sei es, weil sie manche Dinge nur schlecht auf die Bühne bringen lassen, oder dass wir in unserer Selbstverliebtheit doch die eine oder andere Schwäche in den Geschichten übersehen haben. Das ist zumindest die Erfahrung aus Frau Luna…
Und, wichtig dabei ist eben, nicht zu sehr an den eigenen Ideen zu hängen, sondern es einzusehen, wenn sie in einer Besprechung nicht so gut funktionieren, wie man sich das im eigenen Köpfchen vorgestellt hat. „Kill Your Darling“ ist dann das Motto der Stunde, und ich glaube, es unterscheidet die guten Autoren von den mittelmäßigen, dass sie in der Lage sind, in den sauren Apfel zu beißen und ihre Lieblinge über den Jordan zu schicken. Bei uns haben von cirka 70 mehr oder weniger detailliert ausgearbeiteten Ideen gerade mal neun überlebt.