Es gibt keine kleinen Projekte.

Eines Tages, wenn ich mein Buch „Bühnenprojektmanagement für Anfänger“ schreibe, wird diese Erkenntnis weit vorne stehen: Es gibt keine kleinen Projekte.

Morgen soll es an die Premiere der „XIII. Stunde“ gehen, und die Vorbereitungen laufen bis auf die kleineren und größeren, aber immer zu erwartenden Sötrungen okay. Nichtsdestotrotz sind die letzen Wochen unglaublich anstrengend gewesen. Ich für mich persönlich fühle mich komplett ausgelaugt und will nur noch am Beckenrand anschlagen, bevor ich komplett absaufe, und wenn ich mich im Team umsehe, ist das bei den anderen genauso. Ich will nicht glauben, dass der Grund für die steigenden Krankheitszahlen nur die Erkältungssaison ist…

Zum einen liegt die Ermüdung in meinen Augen daran, dass wir aus Termingründen die „XIII. Stunde“ back-to-back mit dem „Fall des einsamen Leutnants“ produzieren mussten (streng genommen begannen die Proben für die „Stunde“ sogar schon, bevor der „Leutnant“ abgespielt war). Zum anderen, und das ist vermutlich noch wichtiger, unterlag ich dem Irrtum, die „Stunde“ sei ja nur „ein kleines Projekt“.

Geplant waren zwei kleine neue Hörspiele plus eine Wiederaufnahme der „Maske des Roten Todes„. Was sollte also schon schiefgehen, zumal wenn wir die Produktion auf drei Sub-Teams mit drei Regisseuren verteilen?

Bei der „Maske“ zeigte sich relativ bald, dass ein Großteil der alten Cast nicht mehr verfügbar war. Stefanie, die dort Regie führt, musste also eine neue Truppe zusammenstellen, und wenn auch die Geräusche aus der alten Produktion noch vorhanden waren, so musste sie bei der Führung ihrer Sprecher doch weitgehend wieder bei Null beginnen. Für die beiden anderen Geschichten, „Meine Freundin Em“ bzw. „Danke für deine Treue“ hatten wir die Idee, jeweils eine neue Autorin bzw. eine neue Regie einzusetzen um die Last auf mehreren Schultern zu verteilen und unseren Stamm an Talenten zu vergrößern.

Während letzteres gelang (glaube ich), sind wir bei ersterem natürlich einem Irrtum unterlegen, denn ein Team zu vergrößern erhöht naturgemäß immer erst einmal den Kommunikationsaufwand, anstatt ihn zu reduzieren, denn die neuen Leute müssen „auf Linie gebracht“ werden, das heißt, sie müssen in die Prozesse eingeführt werden, sie müssen vertraut mit unserer Arbeitsweise werden und, nicht zu vergessen, an das neue Metier „Hörspiel“ herangeführt werden. So haben wir hoffentlich langfristig unsere Arbeitslast reduziert, aber kurzfristig hat sie sich erhöht.

Dazu kommt, dass auch bei vermeintlich kleinen Projekten der Overhead bestehen bleibt. Die Finanzsituation ist einigermaßen entspannt, da wir in der Produktion fast keine Kosten außer den Locations haben und nicht mit Förderern und Sponsoren verhandeln müssen. Aber Werbung, Social Media und PR bleiben natürlich trotzdem weitgehend in unserer Verantwortung, wenn wir nicht vor leerem Haus spielen wollen (und wir wollen bei unseren Locations natürlich in guter Erinnerung bleiben), ebenso wie bei einem „großen“ Projekt. Das wurde auch nicht leichter dadurch, dass die „Stunde“ in drei verschiedenen Locations aufgeführt wird, so dass wir mit drei Veranstaltern wegen der Bühnentechnik, der Tickets etc. in Kontakt bleiben mussten.

Hinterher ist man immer klüger. Immerhin, ich habe mir für die Zukunft gemerkt, dass es keine „Zwischendurchprojekte“ als Lückenfüller gibt, sondern dass jedes Projekt die volle Aufmerksamkeit und die volle Arbeitskraft erfordert. Nun aber wieder den Blick nach vorne, auf unsere Premiere der „XIII. Stunde“. Es gibt noch Tickets, ihr könnt euch also selbst überzeugen, was an meinem Lamento wirklich wahr ist.


Korrollar: Mach keine Projekte back-to-back, sondern gib den Leuten zwischendurch ein wenig Zeit zum Atmen.