Jazzstudio Nürnberg und Sonnie Ronnie & The Shotguns

Vor einiger Zeit habe ich hier immer mal wieder auf lokale Talente hingewiesen und nicht nur auf die eigene Arbeit, das ist leider in den letzten Monaten (komm, seien wir ehrlich: Jahren) ziemlich eingeschlafen.

Dafür hat mich Sina letztes Wochenende mal wieder auf ein „Mystery-Event“ mitgenommen, das ist ein kleines Pärchenbrauch, bei dem wir einander einladen ohne dem anderen zu sagen, was auf dem Programm steht. Das kann ein Städtewochenende sein oder weniger aufwändig der Besuch in einer neuen Location. Der jeweils andere bekommt eine Ansage, wann und wo er sich einzufinden hat, und vielleicht noch einen Hinweis zum Dresscode — ob es eher ab in die Berge oder zu einer Vernissage geht.

Diesmal wusste ich vorher nur, dass ich mich gegen 20:00 fertig machen sollte zu einem Abend in der Ostvorstadt Fürths1 in entspannter Garderobe. Sina hat mich dann zum Jazzstudio geführt, wo an dem Abend Sonnie Ronnie & the Shotguns ein Konzert gaben. Das Jazzstudio kannte ich vorher nicht, und ich war sehr geflasht von der Atmosphäre — eben so wie man sich einen alten Jazz-Club vorstellt, in verwinkelten unterirdischen Kavernen (die wohl mal unglaublich verraucht gewesen sein würden), in denen Rotwein und Bier die Musik begleiten. Es war ein sehr stilvolles Ambiente, und ich hab mich sehr in die Sechziger zurückversetzt gefühlt. Einziges Problem: Man muss wissen, wo man hin will. Der Eingang ist schon recht versteckt.

Sonnie Ronnie und seine Kumpels haben dann zwei Stunden lang alles gegeben. Ich kannte die Band vorher nur vom Namen, und sie haben sehr bodenständigen und unprätentiösen Blues-Rock vom Power-Trio abgeliefert; die drei kann ich jederzeit uneingeschränkt empfehlen. Horcht mal rein, wenn sie in der Gegend wieder spielen!

  1. Nürnberg ↩︎

Leere Blätter

Die XIII. Stunde ist abgespielt, wir hatten auch im Loft wieder ein praktisch ausverkauftes Haus, und der Rauch über dem Schlachtfeld klärt sich.

Was ihr oben seht, ist der treue Klemmhefter, den ich seit dreißig Jahren verwende, um darin Manuskripte durch die Gegend zu tragen — die Manuskripte der „Stunde“ habe ich in mein kleines Archiv gelegt, natürlich unterschrieben von allen Beteiligten, und nun geht die Arbeit los am nächsten Projekt. Aber auch wenn die Vorarbeiten laufen, ist das alles noch graue Theorie, und es gibt viele Ideen und Konzept, aber noch keine einzige Regieanweisung, kein einziger Satz des Dialogs.

Aber wir werden die Seiten dieses Buches füllen, und ich freue mich schon darauf, das wieder zusammen mit Verena und Pia zu machen, die mit von der Partie sein wollen!

Das Fundament und das Haus

Die Erfahrung der letzten Jahre als Autor inmitten diverser Schauspiel- und Hörspielgruppen hat mich etwas Bescheidenheit gelehrt.

In „eitlen Stolz der Intellektualität“ dachte ich früher immer, das Skript sei schon so gut wie die fertige Produktion — Es „steht doch alles drin“, und Regie und Schauspieler müssen den Text nur noch umsetzen.

Nun ist es mir jedoch vergönnt, bei LightsDownLow („‚e.V.‘ — soviel Zeit muss sein“ ;-)) mit einem fantastischen Team zusammenzuarbeiten. Unsere letzte Vorstellung der „XIII. Stunde“ steht ja kommenden Dienstag bevor,1 und so haben wir uns gestern noch einmal zu einer „Auffrischungsprobe zusammengesetzt. Ich war tatsächlich hin und weg von der Entwicklung, die unsere Sprecher in den letzten Monaten und Jahren gezeigt haben, nicht nur rein technisch wie mit einner sauberen Aussprache, angemessenem Sprechtempo und einer lauten Projektion, sondern auch künstlerisch. Anfangs hatte wollte ich die Probe noch unterbrechen, wenn es mal wieder zu einem dummen Spruch oder albernen Witzchen kam, weil ich fürchtete, die Stimmung könnte darunter leiden. Tatsächlich war es aber so, dass alle unsere Sprecher ausnahmslos, schnipp, einfach so, wieder in ihre Rolle schlüpften, und „drin“ waren in ihrem Spiel, sei es nun dramatisch oder tragisch angelegt.

Jedoch, ich schweife ab. Die Zusammenarbeit mit diesem Team zeigt mir immer mehr, wie wertvoll es ist, sein Skript engagierten und fähigen Leuten zu übergeben. Ein ums andere Mal wunderte ich mich, was anscheinend alles in diesen Texten drin steht, was mir gar nicht bewusst war, aber Regie und Sprecher brachten es ans Licht. Und zuletzt wurde mir klar, dass die Show auf der Bühne nur zu einem gar nicht so großen Teil vom Skript bestimmt wird. Vielmehr ist das Skript nur das Fundament, auf dem die Performance aufbaut. Natürlich können die besten Schauspieler nichts aus einem schlechten Skript machen. Aber das Skript selber ist eben nur das — dürres Papier voller Worte, denen das Ensemble Leben einhauchen muss. Und was für ein Leben das sein kann, mit der rechten Mannschaft! Dann erwacht diese Geschichte, genauso wie das rechte Fundament als Unterbau für die fantastischsten Kathedralen dienen kann, die ihre Besucher in Ehrfurcht und Staunen versetzen.

Aber das Skript ist eben nicht die Kathedrale, sondern nur deren Grundlage, und ich bin dankbar, die Arbeit des Teams erleben und verfolgen zu können.


  1. Und ist toll verkauft — es gibt allerdings noch Tickets für das Loft. ↩︎

Innen, außen…?

Am Wochenende feierten wir die ersten beiden Aufführungen unserer Live-Hörspiele bei der „XIII. Stunde„. In einer der Geschichten wird Hofnarr Pym von Prinzessin Ligeia gefragt, ob sie durch die um sie herum wütende Pest auf ihrer Festung Gefangene seien. Pym versucht, ihre Lage zu erklären, indem er meint, „indem wir uns hier einschließen, schließen wir die Welt dort aus“.

Überaus spannend fand ich, dass eine unserer Zuhörerinnen uns später Feedback zu dieser Passage gab:

Beim letzten Stück hat mir vor allem der Gedanke gefallen „wer andere aussperrt, sperrt sich ein“ – der Gedanke kam mir nämlich angesichts des Wunsches so mancher Zeitgenossen „Deutschland dicht zu machen gegenüber Flüchtlingen“ .

An sich war das nicht der Gedanke, sondern Pyms Bemerkung spielte tatsächlich auf die Seuche an, aber — was der Zuhörer aus dem Stück mitnimmt, war wohl in dem Stück. 😉

Allerdings fand ich mich durch die Bemerkung an eine der Szenen in „Bajuwahr“ aus dem Jahr 2018 erinnert. Dort ging es tatsächlich um die Flüchtlingskrise von 2015/16, und als Antwort auf die Forderung, die Grenzen dicht zu machen, ließ die Protagonistin damals einen ganz ähnlichen Satz fallen: „Wenn wir nach außen dicht machen, dann kriegen wir von der Welt nichts mehr mit.“

Interessant, welche Wendungen Sätze und ihr Kontext nehmen können. Und nicht vergessen: Am 21.11. spielen wir nochmal, diesmal im Loft in Gostenhof — dort könnt ihr euch dann die fraglichen Sätze selber anhören.

Geschwätz von gestern

Vor wenigen Tagen sprach ich noch über meine beiden weltbewegenden Erkenntnisse, dass es keine kleinen „Zwischendurch-Projekte“ gibt, und dass man keine zwei Projekte unmittelbar aufeinanderfolgend planen sollte.

Nach der Premiere der „XIII. Stunde“ am letzten Samstag wurden wir dann prompt von einer neuen Location angesprochen, ob wir nicht mal vorbeikommen und bei denen ebenfalls eine Show aufführen wollten.

Mal schauen, wie die Halbwertszeit meiner guten Vorsätze sich entwickelt.